Einen Laden nur mit Bademänteln zu unterhalten, das ist wirtschaftlich schwer tragbar. Ich hatte das aber alles schon mal: Ich habe ein eigenes Atelier mit meinen historischen Gewändern betrieben und habe auch gemeinsam mit anderen Künstlerinnen in Coburg in einem Laden meine Walkmode verkauft. Alles aber hat seine Zeit. Heute verkaufe ich online, was aber nicht heißt, dass das nicht persönlich ist. Im Gegenteil, wer bei mir anruft, bekommt mich meist persönlich ans Telefon. Auch packe ich jeden einzelnen Bademantel selbst ein und lege Wert auf einen Wohlfühlmoment beim Auspacken, so kommt in jedes Paket ein kleines, liebevolles Präsent dazu. Auf unserer Website sind meine Kinder, mein Mann und ich selbst die Models, die die Modelle tragen und vorführen, also alles sehr persönlich. Meine Ware ist nicht von der Stange, und ich möchte auch nicht mit großen Online-Verkaufsplattformen zusammenarbeiten, das passt nicht zu uns und mir.
Du verkaufst deine besondere Ware in viele Länder, dein Atelier und Firmensitz ist ein Raum im Souterrain eures Hauses in Ahorn bei Coburg. Gibt es denn viele Coburgerinnen und Coburger, die in deinem Online-Shop bestellen?Einige wenige gibt es, ja, aber insgesamt beobachte ich, dass die Menschen viel Wert darauf legen, in welcher namhaften Großstadt das begehrte Modelabel seinen Firmensitz oder seine Läden hat. Viele fahren offenbar lieber nach München zum Shoppen als einem Label zu vertrauen, das aus der Heimat kommt. Und da spreche ich nicht nur für mein Label, es gibt noch einige tolle andere aus unserer Region. Das seit Jahren zu beobachten, finde ich schade.
Aber du gibst deswegen nicht auf…?
Nein, ich suche mir einfach weiterhin unermüdlich Möglichkeiten, meine Bademäntel zu präsentieren. So kann ich mir gut vorstellen, in Coburg oder auch anderen Städten in passenden Läden oder Hotelboutiquen meine Kollektion zu präsentieren und zu verkaufen. Ich lasse mich nicht entmutigen, denn das, was ich mache, mache ich einfach zu gerne. Ich arbeite mit Liebe und Sorgfalt, nähen ist für mich wie Meditation, einfach wohltuend.
Auf jeden Fall! Ich biete keine Massenware an. Ich kann flexibel reagieren und auch schnell mal Anregungen umsetzen, die mir meine Kundinnen und Kunden zutragen. Und natürlich nehme ich auch Sonderwünsche entgegen, was vor allem Größe und Schnitt betrifft. Zusätzlich lege ich größten Wert auf hochwertige und nachhaltige Stoffe, ebenso auf faire und regionale Fertigung. Die aktuellen politischen Entwicklungen und die damit verbundene Preissteigerung bezüglich Rohstoffen und Lohnkosten machen es mir als selbstständige Designerin allerdings gerade etwas schwer.
Schon ein wenig, aber ich bin ein zuversichtlicher und optimistischer Mensch. Und ich bin kreativ und handwerklich talentiert, um eines Tages auch was Anderes machen zu können. Ich bin von meiner Familie sehr freigeistig begleitet worden, war früher in vielen kreativen Arbeitsgruppen tätig. Ursprünglich wollte ich ja in die Keramikbranche gehen, weil ich sehr viel Freude daran hatte und meine kleinen Werke in Ausstellungen bis nach Moskau zu sehen waren. Aber da sagte man mir einst, fürs Töpfern hätte ich zu dünne Arme (lacht).
Du kannst echt stolz sein, wie vielfältig du bist…
Ich bin dankbar. Dankbar für das Talent, was ich, so glaube ich zumindest, von meinem Großvater geerbt habe. Kurt W. Streubel war Maler, Graphiker und Schriftsteller, ein unglaublich kreativer Geist. Ihn habe ich immer sehr verehrt – und tue es heute, 20 Jahre nach seinem Tod, mehr denn je. Wir alle sollten etwas haben, woran wir glauben im Leben, an einen Menschen, an eine Sache, an eine Vision. Es ist nicht leicht, seinen beruflichen Weg als junger Mensch zu finden, aber ich kann nur jede und jedem raten, was ich auch meinen Kindern mitgebe: Mache etwas, was dich glücklich macht, zumindest so oft es geht.